Maghreb besser anbinden

07.27.2021

Maghreb besser anbinden

July 27. 2021

Für den Ausbau ihres Geschäfts mit dem Maghreb setzt die in Cuxhaven ansässige Reederei BREB auf Kooperationspartner. Die auf diese Weise entstehenden Synergien kommen allen zugute.

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Für BREB aus Cuxhaven und ihren langjährigen Geschäftsführer Arne Ehlers ist Nordafrika ein vertrautes Terrain. Schließlich wird die Region mit zwei Liniendiensten aus der Adria (BREB Adriatic Parcel Service) und vom Nordkontinent bedient. Seit 2019 hat die Reederei überdies die BREB Continental Line mit der Scaldic Med Line ihres belgischen Partners Boeckmans zu einem Gemeinschaftsdienst von Nordeuropa in Richtung Maghreb kombiniert.

Zum Einsatz kommen dabei Mehrzweckschiffe wie die von der Reederei Briese gecharterte „Richelieu“ und Schiffe der BREB-C-Klasse mit Ladungskapazitäten von 4.000 bis 9.000 Tonnen. Diese verkehren alle zwei Wochen auf einer Rotation von der Ostsee über weitere Häfen in Deutschland, Benelux, Großbritannien, Frankreich und der iberischen Halbinsel bis nach Nordafrika. Neben Breakbulk-Ladung wie Forstprodukten, Stahl und Sackzement werden auch Projektladung, Stückgut und Container verschifft. Vertragsgebundene Systemverkehre können dank mehrerer Verträge für nordgehende Ladung ebenfalls angeboten werden.

Ein großes Plus: das eigene Ladegeschirr an Bord. „Dadurch können wir die Ladung in allen Häfen mit Bordkränen selbst umschlagen“, berichtet Ehlers: „Das verschafft den Kunden zusätzliche Flexibilität und ermöglicht es auch, schwere Projektladungen zu transportieren.“ Mit der Nachfrage ist der Reedereichef ebenfalls zufrieden:  „Mindestens sechs unserer Schiffe sind ständig in diesen Diensten unterwegs.“ Insbesondere im Segment Breakbulk seien steigende Mengen zu verzeichnen. „Im Export aus Europa ist es derzeit viel Ladung für Bauprojekte, zum Beispiel Zement und Röhren“, so Ehlers. Aus Westafrika nach Europa würden vor allem chemische Produkte wie Palygorskit, auch als Attapulgit und früher als Bergleder bezeichnet, das unter anderem zur Wärme- und Schallisolierung verwendet wird, sowie Mineralien exportiert.

Aufgrund der Zusammenarbeit zwischen BREB und Boeckmanns gibt es einige Synergieeffekte: „Die Schiffe verkehren jeweils unter der Linie des lokalen Partners auf den jeweiligen Revieren der Schelde und der Elbe beziehungsweise der Weser“, erläutert Ehlers.  „Zudem profitieren wir davon, gemeinsam Neukunden zu gewinnen.“

Vessel Sharing Agreement mit Brointermed

Seit vergangenem Jahr hat BREB darüber hinaus einen zweiten Kooperationspartner gewonnen: die Reederei Brointermed Lines, die seit den frühen 1980er-Jahren Nordafrika und die Levante mit dem nordeuropäischen Kontinent, Großbritannien, Portugal und italienischen Häfen verbindet. „Nachdem wir mehrere Jahre separate Liniendienste von Europa ins Mittelmehr betrieben hatten, wollten wir unsere Aktivitäten bündeln, um unseren Kunden nord- wie südgehend zusätzliche Verschiffungsmöglichkeiten anzubieten“, erläutert Ehlers. „Daher haben wir ein Vessel Sharing Agreement vereinbart.“ Auf diese Weise können monatliche Abfahrten für Schwergut, Container und Stückgut ab Bremen, Harwich, Antwerpen und La Spezia zu den wichtigsten algerischen und libyschen Häfen und zurück in einem je nach Bedarf flexiblen Liniendienst angeboten werden.

„In diesem Dienst setzen wir mit der BREB Star zum ersten Mal ein Schwergutschiff ein, das den Vorteil bringt, dass wir mit zwei Bordkränen eine Kapazität von bis zu 240 Tonnen haben.“ Verladen werden hauptsächlich Standardcontainer, aber auch Stückgut, Projektladung und Fahrzeuge. Zu den Ladungsarten zählen hier vor allem Konsumgüter, die im Container transportiert werden, Maschinenteile, Anlagen und Baufahrzeuge. Nach Europa exportiert werden vom Mittelmeer Rotorblätter für Onshore-Windkraftanlagen, aus Spanien zudem Turmsektionen. „Aus Marokko verschiffen wir darüber hinaus Phosphatderivate und Düngemittel, im Winter außerdem Salz zum Streuen der Straßen und zum Einlegen von Fisch für Norwegen. „Wir haben aber auch schon kontaminierte Erde nach Norwegen transportiert“, berichtet der Reedereichef.

Weiteres Schiff für Dienst geplant

Aufgrund der hohen Nachfrage sucht Ehlers derzeit aktiv nach einem weiteren Schiff:  „Ab der Nordrange ist das Schiff oft schon voll, und wir erweitern gerade unser Kundenportfolio.“ Allerdings sei der Frachtmarkt derzeit quasi leer gefegt, die Charterraten seien extrem hoch. Ehlers zufolge war dieser Druck im Markt jedoch vorhersehbar: „Es gab einen Stau bei Wartungs- und Reparaturarbeiten, der sich durch die Pandemie noch verstärkt hat. Da kommt gerade alles zusammen.“ Höhere Charterraten seien aber ohnehin überfällig gewesen:  „Bei Breakbulk-Schiffen haben die Raten in den vergangenen zwölf Jahren oft nicht mal mehr die Betriebskosten gedeckt.“ Dennoch geht der Reedereichef davon aus, innerhalb des zweiten Halbjahrs an zusätzliche Tonnage heranzukommen. „Ich rechne uns gute Chancen aus, zumal wir Unterstützung vom Mutterhaus erhalten.“

Auf der „BREB Cuxhaven” werden Zementrohre nach Brindisi in Italien verschifft.

Mehr Ladung ist nach Ansicht von Ehlers jedoch derzeit noch nicht am Markt: „Das wird aber kommen, wenn ich mir die Infrastrukturprojekte insbesondere in den USA und nun auch in Europa anschaue: Die werden den Markt leer saugen.“ Zudem würden jetzt bisher eingefrorene Gelder des libyschen Staates wieder freigegeben: „Die Hauptstadt Tripolis soll ebenso wieder aufgebaut werden wie die brachliegende Erdöl-industrie und der Flughafen“, so der Geschäftsführer. „Schon ab der zweiten Jahreshälfte 2021 erwarten unsere Partner enorme Mengen.“ Und das auf hohem Niveau: Im Vergleich zu 2019 habe die Mengensteigerung – und das noch ganz ohne Ölindustrie – bereits vergangenes Jahr bei 70 Prozent gelegen.

„Wir können das unterstützen, denn Libyen bietet anders, als man aufgrund der medialen Berichterstattung glauben könnte, einen stabilen Markt“, unterstreicht Ehlers. So sei beispielsweise der halbautonome Hafen von Misrata ebenso wie die anderen libyschen Häfen die ganze Zeit im Betrieb gewesen. Und auch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben habe dort normal stattgefunden, während in anderen Landesteilen Chaos und mindestens kriegsähnliche Zustände herrschten. Die zahlenden Kunden für den Dienst seien allerdings nicht Libyer, sondern europäische Exporteure.

Auch der Markt in Algerien, wo die Regierung aufgrund der Covid-19-Pandemie massive Lockdowns verhängt hatte, sodass die Mengen im Frühjahr und Sommer vergangenen Jahres um 20 bis 25 Prozent eingebrochen waren, erhole sich nun. „Im Segment Breakbulk erwarten wir bis zum Jahresende ein Wachstum von etwa zehn Prozent. Marokko, wo sehr schnell geimpft worden sei, entwickle sich ebenfalls positiv.

Ehlers blickt daher zuversichtlich in die Zukunft: „Ich sehe zwei Trends: Es werden sich zwar Reedereien aus dem Fahrtgebiet verabschieden, weil die Verkehre recht unpaarig sind – bei BREB stammen diese beispielsweise zu 80 Prozent aus Europa. Insgesamt sehe ich aber Wachstum.“ Die echte Grenze in Afrika sei die Sahara. „Die Anbindung von Nordafrika ans Mittelmeer ist schnell und einfach“, meint der Reedereichef. (cb)

(Quelle: https://www.logistics-pilot.com/maghreb-besser-anbinden/ Stand 29.07.2021)